Seit 1444 ist
es als Eigentum von Belorussischer bekannt. Einer von ihnen, Jan Kischka, hinterlieя kulturelle
Spuren derart, daя er in Iwje eine arianische Akademie grьndete (von
dem Namen des Grьnders der religiцsen Strцmung. Arius). deren
Rektor von 1585Ч1593 der berühmte Dichter und Latinist Jan Lizinij
Namysiowskij war. Das Niveau des Unterrichts in der Akademie von Iwje
war fьr seine Zeit sehr hoch. №brigens war Jan Kischka selbst ein
hochgebildeter Mann. Er studierte an den Universitдten von Basel, Zьrich,
Rom, Neapel und Bologna. Danach aber grьndete er nach seiner Heimkehr
auf seinem Besitztum eine Druckerei, die дuяerst produktiv in dem
nicht weit von dort entfernten Ort Losk arbeitete. Dort druckte er Bьcher,
aber auch seine eigenen religiцsen Werke. Kischka selbst trat fьr
religise Glaubensfreiheit ein war aber Anhдnger der Reformation. Zu
seiner Zeit wurde in Iwje auch die kalvinistische Kirche errichtet,
und eben bei dieser Kirche befand sich die Akademie.
Jan Lizinij
Namysiowskij, den Kischka nach Iwje einlud, war nicht nur Autor von
Gedichten und philosophischen Traktaten, sondern auch Prediger der
Arier in Nowogrudok. Jedoch wurde er 1615 nach einem Beschluя der
Synode von Nowogrudok aus der Gemeinde ausgeschlossen, denn seine
Ansichten gingen weiter als die einer relativ eng umrissenen religiцsen
Lehre. Er druckte seine Werke auch in Wilnja und in der Druckerei von
Losk, die in unserer Kulturgeschichte wie eine fortschrittliche
Erscheinung des Ђgoldenen Jahrhundertsї von Belarus, des XVI.,
geblieben ist.
№brigens war die Druckerei von Iwje eine der ersten in Belarus.
Interessant ist, daя gerade hier die ЂGrammatikї des Miletij
Smotrizkij gedruckt wurde, nach der die Kinder in der Ukraine und im
benachbarten Ruяland gelernt haben. (Eben an diese ЂGrammatikї
erinnert M. Lomonosow). Auszьge aus ihr druckte Ilja Kapiewitsch in
den Niederlanden. Sie wurde das Muster fьr die serbische,
bulgarische, rumдnische und kroatische Grammatik und war mehr als
zwei Jahrhunderte eines der berьhmtesten Lehrbьcher ьber slawische
Sprachwissenschaft.
Meletij Smotrizkij, ihr Autor, ist auch einer der bekanntestern
Kulturschaffenden des XVII. Jahrhunderts in Belarus. Nach Abschluя
seines Studiums an der philosophischen Fakultдt der Jesuiten-Akademie
in Wilnja vervollstдndigte er seine Bildung in den Universitдten von
Wittenberg und Leipzig. Danach aber wurde er orthodoxer Mцnch und
Rektor der Bruderschule in Kiew. Im Jahre 1610 gab er in Wilnja
(Wilnjus) das berühmte Buch heraus: ЂThreni Ч oder das Weinen der
gemeinsamen цkumenischen apostolischen Ostkircheї. №ber das
Erscheinen des Buches wurde Kaiser Sigismund III Wasa Mitteilung
gemacht, der sich zu dieser Zeit bei Smolensk im Heerlager befand (Zu
der Zeit warder Krieg gegen Moskau im Gange). Heftig war die Reaktion
der ÷ffentlichkeit. Unter
Androhung einer Strafe von fьnftausend Gulden wurde der Verkauf
dieses Buches verboten, und der Kommandeur von Wilnja und der
Magistrat erhielten den Befehl, das Buch zu verbrennen, es in der
Druckereizu beschlagnahmen und den Autor und die Herausgeber
ins Gefдngnis zu werfen. Der Kanzleiangestellte und Korrektorder
Druckerei, der Archimandrit Ljawon Karpowitsch,
saяzwei Jahre deswegen im Gefдngnis...
Jedoch ging Meletij
Smotrizkij im Jahre 1627Чzuerst heimlich, dann öffentlichЧauf die
Seite der Linierten ьber. obwohl mцglicherweise seine groяe Schuld
darin bestand, daя zu seiner Zeit nach seiner Hetzkampagne in Witebsk
der unierte Bischof losafat Kunzewitsch erschlagen wurde, der spдter
vom Vatikan heilig gesprochen und ein belorussischer Heiliger wurde...
Schwierig waren damals die Zeiten. Es war nicht einfach zu
entscheiden, welchen Weg unser Volk wдhlen sollte. Ein Zeugnis dafьr
ist auch das Leben des Meletij Smotrizkij, sowohl seine Bьcher, als
auch sein Schicksal. Nicht alle seine Bьcher haben eine gleichgroяe
Bedeutung. Fьr die Kulturgeschichte sind sein ЂFrinosї und seine ЂGrammatikї
am bedeutsamsten, und das erste nicht so sehr aufgrund seiner
politischen Aussage als vielmehr wegen seiner wahrhaft poetischen
Behandlung politischer Fragen und der Kraft des kьnstlerischen
Wortes. Darin ist Smotrizkij einem anderen Schriftsteller und Mцnch
дhnlich, Kirill von Turow, der bereits im XII. Jahrhundert seine
kirchlichen Werke in einer lebendigen poetischen Sprache schrieb. Auch
Meletij Smotrizkij дuяert sich ьber die Lage der orthodoxen Kirche
zu Jener Zeit wie ein Dichter:
ЂEinst
ansehnlich und reich, jetzt beschmutzt und arm; einst kцniglich, von
der ganzen Welt geliebt, jetzt verachtet und gepeinigt. Alles,
was lebt, alle Vцlker, alle Bewohner der Erde. tretet zu mir heran,
vernehmt meine Stimme, erfahrt, wie ich frьher war. und wundert euch.ї
Gerade zur Zeit des Erscheinens dieses Buches, mit einem
Zeitabstand von etwa zehn Jahren, wurden in Iwje
die Kirche und das Kloster der Bernardiner errichtet (1600). Die
Peter-Pauls-Kirche zeigt klare Zьge des Barock, aber bei nдherer
Betrachtung muя man berьcksichtigen, daя ein Teil der Hauptfassade
Ende des XVIII. Jahrhunderts umgebaut wurde.
Seit der ersten Hдlfte des XVIII. Jahrhunderts gab es hier die
sogenannten ЂHцfe von Iwjeї und zwei Gдrten, von denen einer Ђitalienischer
Gartenї genannt wurde. Die Palдste auf den Grundstьcken waren
anfangs aus Holz, spдter, besonders zur Zeit, als das Geschlecht der
Oginskijs Besitzer von Iwje war ein berьhmtes Geschlecht, dem der
Komponist M.K.Oginskij entstammte, wurden sie von Zeitgenossen als
prachtvolle Steinbauten beschrieben, mit Toren und Uhren. In einem
dieser Palдste gab es nach den Beschreibungen viele Skulpturen,
Holzschnitzereien, und eines der Zimmer wurde Ђgoldenesї Zimmer
genannt, weil es lederne Tapeten mit Goldprдgungen besaя. Einer der
Parks, wo einst Orangerien standen und eine Mьhle war. ist in seinen
Grundzьgen erhalten geblieben, erfordert aber viel Arbeit, um
renoviert oder in seinem alten Aussehen wiederhergestellt zu werden.
Am Ende des vorigen
Jahrhunderts wurde in Iwje eine Moschee gebaut, die bis heute erhalten
ist.
Die Tataren moslemischen Glaubens in Belarus sind eine sehr
interessante Erscheinung in unserer Geschichte. Unsere Geschichte
wurde durch zwei bedeutende Schlachten gegen die Tataren bestimmt: die
von 1362 unter dem Oberbefehl des Groяfьrsten Olgerd und die von
1506 bei Klezk, in der Michal Glinskij das Heer des Litauischen Groяfrstentums
anfьhrte. Spдterwurden sie in Belarus seяhaft, gewцhnten sich an
die neuen Lebensverhдltnisse und wurden ein Bestandteil unserer
Kultur und unseres Lebens. Viele Tataren hatten im Groяfьrstentum
bedeutende staatliche Positionen inne, und bis heute haben sich in der
belorussischen Literatur viele Namen von Kulturschaffenden erhalten.
1915 wurde in dem kleinen Ort Vierzig Tataren bei Wilnja das ЂAI-Kitabї
gefunden, ein Buch, das mit arabischen Buchstaben geschrieben ist,
aberЧ in belorussischer Sprache. Dieses Buch enthält einmalige
Zeugnisse ьber unser Land, wurde aber auch buchstдblich ein Handbuch
zur belorussischen Phonetik des XVI. Jahrhunderts, weil es sie
schriftlich fixierte.
Seit jener Zeit begann die Untersuchung neuer Handschriften und die
Suche nach ihnen. Etliche wurden gefunden und untersucht, und jede ist
auf ihre eigene besondere Art interessant. Auяerdem enthalten sie
einmalige Nachrichten ьber die Geschichte der belorussischen Moslems
und sind buchstдblich voller Legenden, Geschichten und Mдrchen. Ich
fьhre ein Beispiel davon in freier №bersetzung an: "Einmal ging
ein junger Gottesglдubiger in die Moschee. Unterwegs aber ging er in
eine Schenke. Dort schloя aber die Wirtin die Tьr hinter ihm zu und
sagte, daя er nur dann herauskдme, wenn er entweder ein Quart Wodka
austrinkt oder mit ihr sьndigt oder ein Kind umbringt. Er dachte nach
und kam zu dem Schluя, daя die kleinste Sьnde der Wodka sei. Also
tat er es. Als er aber ausgetrunken hatte, sьndigte er mit der Wirtin
und brachte ein Kind um... Die Lehre, die am Schluя die Autoren
ziehen, ist eine Moral: Man muя fleiяig lernen, keinen Wodka trinken
und sich nicht in Kneipen herumtreiben..."
Frьher gab es in vielen verschiedenen Teilen des
Groяfьrstentums Litauen Moscheen, aber von den дltesten ist nur
eine erhalten geblieben, die in Iwje. Gegenwдrtig werden neue
errichtet. Eine interessante Tatsache in unserem Gemeinleben ist. daя
bis unmittelbar zum Ende des XVII. Jahrhunderts Gottesdienste in den
Moscheen zum Gedenken an Groяfьrst Witowt abgehalten wurden, der von
1350 bis 1430 lebte und sich sehr dafьr einsetzte, daя die Moslems
in diesen Gebieten ihre Religion ausьben konnten. In einem Schreiben
an den Groяfьrsten Zsygimond im Jahre 1519 schrieben die Moslems: ЂMit
unseren Sдbeln haben wir geschworen, daя wir die Litauer lieben
werden, die uns im Krieg gefangennahmen, aber denen, die dieses unser
Land ьberfallen, haben wir gesagt, daя dieser Sand. dieses Wasser
und diese Bдume uns allen gehцren.ї
Auch heute leben noch Moslems Ч karaimy Ч in Troki (Heute gehört
es zu Litauen und heiяt Trakaj) und dort haben sie sogar einen Straяennamen
mit der Bezeichnung Karaimskaja.
CULTURE, TOURISM

|