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Initiative Lidahilfe

Pawet. Lida city

 

 

 

 

 

design by Leon Lauresh

Lida 2004

 


 

 

M i r

Also Ч auf dem Kilometerstein 100 der Brester Chausseee steht der Hinweis: Mir. Einige Kilometer rechts ab,Ч und am Horizont tauchen die mit roten Dachziegeln gedeckten Tьrme des Schlosses von Mir auf. Es sind vier an den Seiten und einer ьber dem Eingang. Einstweilen sind zwei Tьrme restauriert, in einem wurde 1992 eine Ausstellung erцffnet. Die Bezeichnung der Stadt Mir (ЂMirї hat in den slawischen Sprachen auяer seiner Grundbedeutung ЂFriedenї auch die Bedeutung ЂGemeinschaft /Gemeinde von Menschenї) ist eng mit der Geschichte des Schlosses verbunden... Zum erstenmal wird der Name 1395 erwдhnt. Damals fielen Kreuzritter, deren Anfьhrer der Groяmeister des Teutonischen Ordens Konrad von Jungingen war. nach einem erfolglosen Versuch, Nowogrudok einzunehmen, über weniger befestigte Städte her Ч Mir und Lida, und zerstörten sie. Der erste Besitzer von Mir war der Bojar Senka Gedygoldowitsch dem der litauische Groяfьrst Sigismund Kejstutowitsch und danach die Fьrsten Ilinitsch die Stadt schenkten.

Zu Zeiten des Enkels des ersten llinitsch Jurij. ging Mir, und zwar im Jahre 1555, in die hier geschaffene Grafschaft ein. Nach 13 Jahren, als Jurij starb, ging diese Grafschaft nach Jurijs Vermдchtnis, zusammen mit dem Schloя, an das Geschlecht der Radziwills ьber.

In jenen Zeiten war das eines der berьhmtesten Geschlechter von Großgrundbesitzern, und es existierte die Redensart: ДBesser als Radziwill geboren zu werden, denn als ein König.У

Die Vermдchtnisurkunden der beiden llinrtschi sind erhaken geblieben. Hier ist ein Auszug aus einer, die in altbelorussischer Sprache geschrieben und von Kцnig Shigmont (Sigismund) bestдtigt wurde:" ...Der Starost von Berestje. der verstorbene Pan Stschasnyj Jurewitsch llinitsch, hat auf seinem Totenbett, guten Gewissens und bei vollem geistigen Bewuяtsein, freiwillig und ohne jeglichen Zwang von irgend einem Menschen, nach seinem Tod testamentarisch seinen Sohn Jurij zum Erben bestimmt..." Gleichzeitig kann man Ч sogar in den allerletzten über Mir erschienenen Büchern Ч Ungenauigkeiten derart lesen, daß die Stadt und das Schloя litauischen Feudalherren gehцrt hдtten. Das sind letzte Spuren des Totschweigens und Absprechens einer eigenen belorussischen Geschichte...

Der erste der Radsivills begann auch in Mir das festungsartige Schloя zu bauen, das wir gegenwдrtig kennen.

Jene Zeit war sehr unruhig: Krimtataren fielen in vielen Wellen ьber unser Land her, um sich mit Beute wieder zurьckzuziehen. Wer weiя wie viele belorussische bzw. litauische Mдdchen damals auf die Krim entfьhrt wurden, um den Nachkommen der Eroberer Kinder zu schenken. Es ist kein Zufall, daя es unter unseren Legenden auch diese gibt: ЂDer Lieblingssohn des Chans erkrankte einmal schwer. Wie viele ƒrzte mьhten sich ab, ihn zu heilen! Aber alle ihre Anstrengungen fьhrten zu keiner Besserung. Aber dann versuchte eines der gefangengenommenen Mädchen ihn zu heilen,Ч und sie heilte den Sohn des Chans mit  einem wundersamen Kraut, das aus ihrer Heimat stammte. Aber statt einer Belohnung erbat sie sich eines nur.Ч daß der Chan nie wieder Feldzьge nach Belarus unternehmen sollte...ї

Das Kraut hieя Ђtschabrezї. bis heute heilt es viele Krankheiten.

Aber die verwegenen №berfдlle wurden bald durch den Sieg des Fьrsten Michail Glinskij bei Klezk im Jahre 1506 beendet. (Interessanterweise glauben einige Forscher, daя sein eigenes Geschlecht von dem Tataren Mamaj abstammt.) Aber nun kam die Gefahrfьr die belorussischen Gebiete vom Westen her, von den Kreuzrittern, und vom Osten: Der junge Moskowiter Staat strebte nach einer Ausweitung seiner Machtsphдre nach Westen. Im XVI. Jahrhundert begann man in Mir neue Stadtbefestigungen zu bauen, einen Erdwall mit einer hцlzernen Mauer und vier rtutetoren dem Schloяtor, dem Wilna-Tor dem Minsker Tor und dem Slonimer Tor.

Stadt und Schloя waren tatsдchlich eng miteinander verbunden. Auch deswegen, weil die Einwohner der Stadt, auch wenn sie gewisse Freiheiten genossen, in fast allem von den Schloяbesitzern abhдngig waren, was sich auch nicht дnderte, als 1579 Mir teilweise das Magdeburger Stadtrecht ьbertragen wurde. Nichts desto weniger war ihre Abhдngigkeit von den Groяgrundbesitzern nicht so vollstдnig und allumfassend wie beispielsweise im benachbarten Moskau, wo sich selbst die Angehцrigen des Hochadels vor allem als Ђstaatliche Leibeigeneї empfanden. Gerade deshalb kam es hier spдter, wдhrend der gewaltsamen Zerschlagung der Rzeczpospolita am Ende des XVIII. Jahrhunderts, als die belorussischen Gebiete zum russischen Imperium kamen, zu Aufstдnden, und lange Jahre gab es einen Kampf um die verlorenen Freiheiten.

...Die Radziwills gaben der Stadt und den Dцrfchen um Mir eine fast groяfьrstliche Pracht. Der erste Besitzer der Grafschaft. Mikolaj RadziwHI Tschornyj (der Schwarze), gab in Berestje (Brest) auf eigene Kosten eine Bibel heraus, gründete eine Druckerei in Mir und ließ Ч als Beschützer des Protestantismus Ч kalvinistische Kirchen bauen. Sein Sohn. Mikolaj Krischtof Sirotka, war auch ein Mдzen und Schriftsteller, dessen Tagebuch ьber seine Reise in deri Osten und nach Rom auch heute noch mit Interesse gelesen wird. Gerade er lud in das Schloя von Mir Baumeister aus Italien ein, die den Palast im Schloя zu Ende bauten und ihm romantische und erhabene Zьge verliehen.

Das XVI. Jahrhundert ist auch durch die zьgige Entwicklung einer groяen Zahl von Handwerksbetrieben gekennzeichnet, die fьr das Schloя und seine Gдste arbeiteten. Zu jener Zeit begann auch der Jahrmarkt in Mir eine ьberregionale Bedeutung zu erlangen. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde nach zeitgenцssischen Zeugen auf dem Jahrmarkt von Mir alles verkauft, was die damalige Zivilisation dem Menschen gab. Der Ruf їvon den reichen europдischen Geschдften mit ihren ьberseeischen Seidenstoffen erhielt sich so lebhaft, daя man sogar noch im XX. Jahrhundert, wenn das edle Frдulein sich verheiraten wollte, sagte: ЂSie ist nach Mir gefahrenї. Ein eigenartiges Kolorit verliehen die Zigeuner und ihr Kцnig der Stadt. Man glaubte, daя sich gerade in Mir gleichsam die ЂHauptstadt der Zigeunerї befinde. Es ist mцglich, daя eben deshalb hier so viele Pferde verkauft wurden, daя der Jahrmarkt von Mir auch ЂKonskajaї (Pferdemarkt) genannt wurde. Die Kцnige der Zigeuner lebten lange in Mir. der letzte von ihnen ein gewisser Martinewitsch, starb im Jahre 1790.

Zu Zeiten, von Sirotka wurden das Rathaus gebaut, das Hospital, die orthodoxe Dreifaltigkeitskirche (Troizkaja zerkov; 1582) und die Kirche des hl. Mikolaj. №brigens ist Sirotka (kleiner Waise) das Pseudonym eines berьhmten Magnaten (oder auch ein eigenwilliger Beiname). Solche Namen erhielten viele Vertreter dieses Geschlechts,Ч nach einem bestimmten Charakterzug. Sirotka so wurde erzдhlt, erhielt z.B. seinen Rufnamen so: Wдhrend eines Balls vergnьgten sich seine Eltern und lieяen ihn mit seinen Kinderfrдuleins allein. Die atorgrrgen weg, um sich den Ball anzusehen, und der kleine Mikolaj lag in seinem Bцttcher und weinte. Das sah der Kцnig und gab ihm darauf diesen Namen...

Die Kirche des hl. Mikolaj wurde ohne Zweifel zu Ehren ihres Patrons benannt: Mikolaj Radziwill Sirotka. Jedoch war in eben dieser Kirche eine Ikone des  hl. Antonij, der bej der Suche nach abhanden gekommenen Dingen half. Diese Ikone war stets, von sogenannter ЂVotaї umhängt,ЧBitten, daя der Heilige helfen mцge den verlorenen oder was wahrscheinlichцr war, gestohlenen Gegenstand wiederzufinden (denn nicht umsonst lebte der Zigeunerkцnig in der Stadt!). Bei den Kirchen waren In Belarus gewцhnlich auch Schulen tдtig. Im XVI. Jahrhundert gab es derer besonders viele, und es waren alle mцglichen: unierte, orthodoxe, katholische, protestantische...Das Bildungsniveau war ziemlich hoch, nicht umsonst hatten die Schulabgдnger aus dem Litauischen Groяfьrstentum freien Zugang zu den Universitдten in Deutschland, Holland oder Polen. Bei den Kirchen waren auch Armenunterkьnfte, beispielsweise gab es solche in Korelitschi und Ljubtscha, und beim Dekanat in Zinn. nicht weit von Korelitschi. gab es fьnf solcher Unterkьnfte. Dies war ein reiches Dekanat, wo es auch eine umfangreiche Bibliothek von Bьchern gab die in Wilnja, SuprasI und Lwow. Zentren des damaligen Buchdrucks, herausgegegeben wurden. Viele Bьcher gab es auch in den Schulen. №brigens arbeitete und lebte ein gebьrtiger Einwohner von Mir, der in der ganzen Welt bekannte Philosoph Solomon Majmon, auch in Deutschland, wo er etwa 20 seiner Arbeiten herausgab.

Es ist bekannt, daß Zinn.Ч heute ein kleines Dorf Ч im XVI. Jahrhundert ein eigenes Wappen hatte: ein stehendes Ren mit einem goldenen Kreuz zwischen seinen Geweihgabeln, auf hellblauem Grund.

Wenn man auf dem staubigen, provinziellen und dem heute eng erscheinenden Platz in Mir steht, denkt man an jene Zeit, als hier frьhliche Handwerker mit Gesдngen und Heiligenbildern vorberzogen um das Osterfest oder Weihnachtsbrдuche zu feiern. Es waren sehr schцne Feierlichkeiten, mit viel Poesie, Ausgelassenheit und Lichtern. Handwerksbetriebe gab es viele. Wahrscheinlich gab es kein einziges Handwerk, das fьr die talentierten Mдnner von Mir zu schwer gewesen wäre, und die Handwerkerinnungen hatten Ч wie in ganz Europa Ч ihre eigenen Statuten, strenge Regeln und hohe Anforderungen...

Einst wurden die reichsten Jahrmдrkte hier abgehalten, wo die zwei Kirchen stehen, die aus der Zeit des XVI. Jahrhunderts erhalten sind. und gerade hier hörte Ч in einer nahe gelegenen Kneipe Ч im vorigen Jahrhundert der bekannte belorussisch-polnische Dichter Wladislaw Syrokomlja die traurige Liebesgeschichte eines jungen Kutschers. Er schrieb ein Gedicht, das im Laufe der Zeit ein sehr beliebtes Lied nicht nur in Belarus wurde, sondern auch in Ruяland, wo die №bersetzung bis heute fьr russisches Volksgut gehalten wird. Das Lied heiяt ЂAls ich als Kutscher bei der Post dienteї, und es wird bis heute gesungen...

Mir ist nicht nur mit dem Namen Radziwill verbunden. Sein letzter Besitzer, Fьrst Wasil Swjatopolk von Mir, lebte in den USA und Deutschland. Es stimmt leider, daя die Familiengruft seiner Vorfahren ausgeraubt worden ist; einst ruhten sie in einer kleinen Kapelle neben dem Schloя. Eben dort befindet sich eine wundervolle Mosaikdarstellung von Christus. Eine charakteristische Erscheinung ist es, daя wohin man auch geht seine Augen den Betrachter traurig anschauen und, so will es scheinen, in seine Seele dringen...

Nach dem zweiten Weltkrieg suchten in dem halbzerstцrten Schloя die Einwohner von Mir Zuflucht, die den Krieg ьberlebt hatten und dort Schutz vor Unwetter suchten, weil sie keine Bleibe mehr hatten. Sie kannten eine Legende: Auf einer der Mauern befindet sich der steinerne Kopf eines Hammels, und solange er nicht zerstцrt wird. wird auch das Schloя weiter existieren. Lange Jahre war es in einem den Zustand, und erst im letzten Jahrzehnt hat man wieder die alten Mauern verstärkt,Ч vielleicht gelingt es auch, dieses herrliche Bauwerk belorussischer und italienischer Meister, ein Zeugnis der Inspiration und der hohen Kultur unserer Vorfahren, vollstдndig zu erneuern.

Vor uns liegt der Weg nach Korelitschi. Zentrum eines Rajons. 1958 stдdtische Siedlung geworden. (Nach der letzten Zдhlung leben hier 3 700 Einwohner.) Korelitschi wurde an der Rutka gegrьndet.

Seit dem XIV. Jahrhundert ist es aus schriftlichen Urkunden bekannt. Schon ganz frьh (1505) wurde es niedergebrannt, als die Tataren hierhin einen kurzen Zug unternahmen. Danach wieder aufgebaut, wurde es wiederholt erneut zerstцrt, wie so viele Stдdte und Orte in diesem Gebiet: 1655 und 1706 brannten es die Schweden fast bis auf die Grundmauern nieder.

Einst war diese Stadt fьr seine Gobelins berьhmt. Heute gibt es keine mehr im Land, einige befinden sich in Polen. Die bekanntesten von ihnen stammen aus einer Reihe, die dem Geschlecht der Radziwills gewidmet war. Wenn man die Gestalten der Krieger auf dem Gobelin ЂDie Schlacht an dem Fluя Slowetschnaї genau betrachtet, spьrt man, wieviel Mьhe und Begeisterung in sie gelegt wurde. Aber auch Kraft... Nicht umsonst waren doch damals nur Mдnner Gobelin-Knьpfer. ...Heute werden ьbrigens bei uns in Belarus die grцяten Gobelins in der Welt gewebt. Einer davon, die Arbeit des bekannten Kьnstlers Kistschenko, wurde zum Besichtigungsziel in den Vereinten Nationen. In der Umgebung von Korelitschi gab es einst Porzellanmanufakturen, wo man herrliche Sachen aus Fayence hergestellt hat, auch gab es Werkstдtten zur Herstellung von kьnstlerischen Glaserzeugnissen. Selbst №berreste davon, die in Museen zu besichtigen sind, beeindrucken den Betrachter.

In der Umgebung von Korelitschi gibt es ein Dorf mit der alten slawischen Bezeichnung ЂTurezї (von dem Namen des Tieres Ђturї (Auerochse)). Der Name des Dorfes wird auch seit dem XIV. Jahrhundert in Chroniken erwдhnt, aber aus den vergangenen Jahrhunderten hat sich von dem Dorf nur die schцne Schutzkirche erhalten, ein Denkmal aus der zweiten Hдlfte des XIX. Jahrhunderts. Alle Reisenden, die weiter reisen, in das alte Nowogrudok, kцnnen ihre Kuppeln schon von weitem sehen.

 

Nowogrudok 

 


Irena Reznik email: magdalena@tut.by

 


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