Diese Stadt, die sich 123 km sьdwestlich von Minsk befindet, kann man
als romantisch bezeichnen. Trotz aller Merkmale der Gegenwart scheint
es, daя sie sich dennoch nicht vom Schatten jener Menschen befreit
hat, die hier einst lebten,Ч als Aufklärer, Herrscher oder als
Leidtragende... Die
Stadt beherrschte einige Jahrhunderte das Geschlecht der Radziwills,
und vielleicht haben sich gerade hier die Eigenschaften jener, deren
persцnliches Schicksal und Charaktereigenschaften eng mit der Stadt
verflochten sind und die Einfluя auftausende unfreier und von ihnen
abhдngiger Menschen hatten, am klarsten
ausgeprдgt.
Obwohl sich die erste Erwдhnung der Stadt auf das XIII. Jahrhundert
bezieht, verbindet sich sein wirkliches Aussehen dennoch in erster
Linie mit dem Palast, der Kirche und dem Rathaus,Чall jenen Gebäuden,
die sie als Stadt von Magnaten erkennen lassen, als Stadt, wo sich das
Leben gleichsam um die Besitzer und ihren Hauptmittelpunkt, den
Palast, drehte. Die ersten Radziwills lebten anfangs nicht hier. Aber
im Jahre 1593 lud der Magnat Michael Kryschtaf Radziwill, der den
Spitznamen ЂSirotkaї (Waise) hatte, nach seiner Rьckkehr aus Rom,
wo er fьr immer von der Schцnheit und der Pracht der Ђewigen Stadtї
fasziniert wurde, den italienischen Architekten Jan Maria Bernardoni
nach Neswish ein, um einen Wohnsitz bauen zu lassen, der eines berьhmten
Geschlechtes wьrdig sein sollte.
Der Palast wuchs allmдhlich empor, und bald erkannte man seine ungewцhnliche
Harmonie mit der ihn umgebenden Natur. Trotz der Tatsache, daя er von
einem hohen, bis zu 20 m hohen Erdwall und auch von einem mit Wasser
gefьllten Graben umgeben war, war er dennoch kein
Verteidigungsbollwerk, sondern ein Wohngebдude von einer seltenen Schцnheit.
Das Schloя wurde 1706 von den Schweden niedergebrannt, danach aber
wiederaufgebaut. Die Namen der Architekten, unter deren Leitung im
XVIII. Jahrhundert das Schloяwiederaufgebaut
wurde, sind bekannt: M. Pedetti. M. Florianowitsch, K. Spampani, A.
Lozzi. Die Geschichte des Schlosses, seiner Zerstцrungen und
Erneuerungen, ist eine Geschichte fьr sich. Sie ist mit der Chronik
ьber endlose Kriege verwoben, die hier gefьhrt wurden Daher wollen
wir versuchen, von Menschen zu berichten, die das Geschlecht der
Radziwills berьhmt gemacht haben und deren Namen in die Geschichte
von Belarus eingegangen sind.
Mikolaj Radziwill l., der in der Kathedrale von
Krakau zum katholischen GIguben übertrat,Ч zusammen mit Jagajla,
der in der Folge Kцnig von Polen wurde, lebte natьrlich nicht in
diesem Palast. Neswish
gewann erst in der Folge, allmдhlich, seine Berьhmtheit. Aber auch
er legte bereits die Grundlagen der Macht dieses Geschlechts, das
diese Stadt zu seiner Residenz und zu einem Kulturzentrum machte (Das
Geschlecht hatte drei Zweige, von denen der eine 1813 in der mдnnlichen
Linie ausstarb).
Mikolaj d.ƒ. Sohn Jurij, der im April 1541 starb, tat auch. viel fьr
den Ruhm seines Geschlechts. Seine Kriegstaten machten seinen Namen so
populдr, daя er sogar den Beinamen ЂLitauischer Herkulesї erhielt,
weil er in allen Schlachten, an denen er teilnahm, erfolgreich war.
Nie erlitt er eine Niederlage. Seine Tochter. Barbara (oder nach
orthodoxer Lautung: Warwara; sie lebte von 1520 bis 1551). wurde zu
einer wahren Heldin zahlreicher Legenden von Neswish.
Die Legenden von Neswish sind vor allem Erzдhlungen ьber das
tragische Schicksal dieser Schцnheit, die nur ein kurzes, aber
leuchtendes Leben hatte. Alles ist in diesen Legenden enthalten, die
auf wirklichen Tatsachen beruhen:Чdie Verweigerung der Zuneigung
durch ihre Schwiegermutter. Kцnigin Bona die nicht wollte, daя ihr
Sohn eine Hiesige wie sie heiratete, noch dazu eine Witwe; das Gift
das angeblich die hinterlistige Italienerin der schцnen Frau gab; und
auch die Ansprьche von Barbaras Brьdern auf die Nдhe zum kцniglichen
Hof...
Politik und Gift. Liebe und Abenteuer.Ч all das
ist in ihrem Schicksal vereint, und vielleicht deshalb erfьllen ihre
wenigen Bildnisse den Betrachter nicht nur mit einem inneren Beben des
Entzьckens, sondern auch mit Trauer.
Der Kцnigssohn Shigmont August verliebte sich in die junge Witwe und
kam nach Wilna, um sie
wiederzusehen, aber als er plцtzlich von den Brьdern Barbaras ьberrascht
wurde, lieя er sich mit ihr heimlich in einer Kapelle trauen. Als er
aber Kцnig wurde und man von der Heirat erfuhr, gab es einen
Riesenskandal. Ihr Mann wurde gekrцnt, wurde aber eifrigst ersucht,
sich von dieser Ehe loszusagen, er aber wiederum bemьhte sich darum,
daя auch sie zur Kцnigin gekrцnt wurde... Fьr die Krцnung kдmpften
auch ihre beiden Brьder sie fuhren sogar zum Pa pst nach Rom. Der Hof
war in Befьrworter und Gegner geteilt...Schlieяlich wurde sie im
Dezember 1550 in der Kathedrale von Krakau zur Kцniginn gekrцnt,
aber es war bereits zu spдt: Ihr blieben nur etwa fьnf Monate zu
leben, und sie starb unter schrecklichen Qualen. Der Kцnig war nicht
nur bis zum letzten Augenblick bei ihr, indem er gleichsam mit dem Tod
selbst kдmpfte, er wollte sie auch nicht begraben lassen... Zwei
Wochen lag der Leichnam
der Kцnigin in einem besonderen Zimmer, wo Messen gelesen wurden und
ihr Mann saя. um sich mit ihr, als wдre sie am Leben, zu
unterhalten. Aber auch nachdem er sich entschlossen hatte, sie nicht
in Wawel. wo die Kцnige beigesetzt wurden, sondern in dem von ihr
geliebten Wilna, der Hauptstadt des Fьrstentums zur letzten Ruhe zu
geleiten, begleitete er selbst den Totenzug den ganzen Weg entlang bis
zu der Kapelle des Heiligen Kasimir und der Kathedrale von Wilna.
In jedem Dorf oder Flecken hielt der Kцnig sein
Pferd an und ging zu Fuя. Worьber dachte er in diesen Minuten nach?
Vielleicht erinnerte er sich an die Briefe, die sie ihm geschrieben
hatte, und wдhrend er den Ring mit der Uhr betrachtete, den ihm
Barbara geschenkt hatte, wiederholte er die Worte, die sie damals
geschrieben hatte, als ihr Glьck ewig zu wдhren schien: ЂIch
schenke Ihrer Kцniglichen Hoheit, meinem gnдdigen Herrn, diesen Ring
in der Form einer kleinen Uhr, damit I.K.H. immer der Sonne entgegen,
nach Osten, nach Litauen eilt. Gebe es Gott, daя ersieh sehr beeilt.
Bescheiden bitte ich darum, daя sich I.K.H. beim Betrachten dieser zwцlf
Ziffern an mich erinnert, auch wenn es nur eine wдre, bei der er es tдte,
sich erinnert an die bescheidene und untertдnige Dienerin I.K.H.,
damit ich in Ihrer Erinnerung bleibe.ї
Aber auch nach der Beisetzung konnte er Barbara
nicht vergessen. Und deshalb beschloя er, wie das die Legenden erzдhlen,
ihre Erscheinung im Schloя von Neswish hervorzubringen, in den
Besitzungen der Brьder der Verstorbenen, Mikolajs des Roten und
Mikolajs des Schwarzen. Letzterer stand dem Kцnig besonders nahe und
mьhte sich sehr, daя das Litauische Groяfьrstentum seine ehemalige
Unabhдngigkeit wiedererlangte, und er tat auch sehr viel fьr den
Druck belorussischer Bьcher.
Selbst der berьhmte Magier Pan Twardowskij wurde Legenden zufolge
hinzugezogen, um dem Kцnig zu helfen, die Geliebte wiederzusehen.
Jedoch warnte er den Kцnig, daя der Kцnig nicht versuchen solle,
die Erscheinung zu berьhren. Als aber nach allen Zauberhandlungen die
Gestalt Barbaras ganz in weiя vor Shigmont August erschien, stьrzte
er sich ihr entgegen... Es gab einen lauten Knall, und alles
verschwand,Чdoch die Erscheinung Barbaras irrt von nun an, nunmehr
aber ganz in Schwarz, durch den Park von Neswish, und erst gegen
Morgen kehrt sie in die riesigen unterirdischen Gewцlbe zurьck, die
auch bis heute noch nicht von modernen Architekten, aufgedeckt worden
sind. Es gibt eine №berlieferung, daя wдhrend des Krieges deutsche
Wachtposten, als sie in der Nacht die Erscheinung sahen, ЂSchwarze
Frau!ї ausriefen und auf die Gestalt feuerten.., Auch die heutigen
Wachen haben Angst vor der Schwarzen Frau...
Es gibt aber noch eine andere Legende ьber die Schwarze Frau. Nach
ihr soll sie die Erscheinung der Fьrstentochter Marija sein, einer
Tocher Radziwills, die sich in einen einfachen Pferdeknecht verliebte,
Und obgleich jener Knecht schцn und begabt war. frьhlich und bei
allen beliebt, konnten die stolzen Magnaten eine solche Schande nicht
zulassen. Der Jьngling wurde im Pferdestall zu Tode geprьgelt, aber
die Fьrstentochter warf sich aus Kummerund Verzweiflung von dem hohen
Turm des Schlosses in die Tiefe und irrt jetzt fьr immer inmitten der
exotischen Bдume des alten Parks umher, wo es heute noch eine Quelle
gibt/die den Namen ЂTrдnen Marijasї trдgt.
Wie dem auch sei, alle diese Legenden bestдtigen nur die allgemeine
Meinung, daя alle Menschen, unabhдngig von Reichtum oder Ruhm,
leiden und hassen/lieben und weinen...
An noch eine bemerkenswerte Frau sollte erinnert werden/die hier
lebte, obwohl sie aus dem Geschlecht der Wischnewezkijo stammte. Aber
sie ging nach ihrer Heirat mit Michal Kasimir Radziwill, der den
Beinamen ЂRybonkaї hatte, als Urschulja Frantischka Radziwill in die
Theatergeschichte von BelarusТ und Polen ein.
Sie war nicht nur die Ehefrau eines mдchtigen Magnaten; vor allem war
sie selbst schцpferisch tдtig. Ihr erstes Stьck, ЂEine geistreiche
Liebeї, das 1746 in Alba bei Neswish aufge fьhrt wurde, war in der
Form einer Komцdienpastorale geschrieben, mit Liedern und Tдnzen, an
deren Auffьhrung auch leibeigene Bauern beteiligt waren. Das
dramatische Ballett und Theater war eine einmalige Sache. Es gab fast
dreiundreiяig Jahre Auffьhrungen in Neswish. №brigens legten gerade
belorussische Tanzmeister die Grundlagen des polnischen Balletts, worьber
G. Baryschew in seinem Buch ЂDie Theaterkultur des XVIII.
Jahrhunderts in Belarus'ї schreibt: ЂDie Geschichte nahm einen
solchen Verlauf, daя die ЂGesellschaft der Tдnzer seiner Kцniglichen
Hoheitї in Warschau aus Absolventen der Ballettschulen von Grodno und
Slonim gebildet wurde,Чleibeigenen belorussischen Tänzernї. Die
gesamte Ballett-Truppe des Grafen Soritsch aus Schklцw im Gebiet
Mogiljow wurde nach Sankt Petersburg eingeladen und trat im Ballett
der Hauptstadt auf, wo es solche berьhmten Namen wie K. Asarewitschew
und K. Butkewitsch hervorbrachte... Und Simeon von Polozk wurde ьberhaupt
zum Begrьnder des russischen Schultheaters, seit er 1685 seine ЂKomцdien
und Gleichnisse vom verlorenen Sohnї schrieb.
Urschulja Frantischka Radziwill hatte eine zarte und feinfьhlende
Wesensart, und das Thema ihrer Stьcke war fast immer gleich: Liebe.
Betrug, Herzensgefьhle der von ihrem Mann vernachlдssigten Frau.
Und, vielleicht deshalb, weil dies ewige Themen sind, wurden sie von
den Zuschauern mit Begeisterung aufgenommen, und ungeachtet ihrer
Naivitдt und oft auch einer gewissen Gekьnsteltheit der Form. rьhren
uns die Stьcke auch heute noch.
Das Geschlecht, aus dem Urschulja Frantischka stammte, beleuchtet auf
gewisse Art die Lage im Groяfьrstentum Litauen, als man mit seiner
Glaubensдnderung gleichzeitig auch seine poltische Richtung дnderte.
Zu Zeiten Urschuljas hing dieses Geschlecht treu dem Katholizismus an
und damit gleichzeitig der Idee Polens, obwohl es als Verfechter des
orthodoxen Glaubens und in gewisser Art der Idee der Unabhдngigkeit
des Litauischen Groяfьrstentums von Polen begonnen hatte. Man nimmt
an. daя dieses Geschlecht den Namen Wischnewezkij von der Bezeichnung
des Schlosses Wischnewez bekommen hat. dasЧ nach recht widersprüchlichen
Angaben Ч von einem Urenkel des Sohnes von Fürst Algerd, Soltan,
erbaut wurde. Konstantin,
der Starost von Shitomir. bat 1569 im Namen der wolhynischen
Manaten, auf die Union schwцrend, daя man sie nicht zur ƒnderung ihres
Glaubens zwingen mцge. Sein Bruder, Dmitrij, Held zahlreicher
Volkslieder, kдmpfte gegen die Tataren und bekam von ihnen den
Beinamen Bajda. Zur Zeit, als Michal Kasimir um Urschulja freite, war
dieses Geschlecht reich und berьhmt.
Es ist interessant, daя das Kennenlernen der jungen
Leute nicht ganz gewцhnlich verlief. Michal Kasimir wollte das Mдdchen,
von dessen Schцnheit er von vielen gehцrt hatte, selbst
kennenlernen. Als er aber zu den Wischnewezkijs zu Gast kam, war er
anfangs enttдuscht Urschulja. die am anderen Ende des Tisches saя.
schien ihm nicht sonderlich schцn. Am Morgen aber war alles anders. Man gab ihm den Rat, die Fьrstentochter
vor seiner Abreise aufzusuchen, und er ging zu Ihr In Ihr Schlafgemach
(ein interessantes Detail ьber das vornehme Leben der Aristokratie
jener Zeit). Er traf das Mдdchen knieend an. ganz in weiя. inbrьnstig
betend, so daя sie nichts um sich herum bemerkte. Neben ihr lang ein
franzцsisches Gebetsbuch, und als Michal Kasimir leise zu ihr
herantrat und ihre Hдnde ergriff, las er augenblicklich ЂVollende,
was du begonnen hast, ich werde dir beistehenї. Das versetzte ihn in
ungewцhnliche Aufregung, und es schien ihm wie eine Prophezeiung.
Zudem konnte er Urschulja Frantischka jetzt genau betrachten,Ч und
erfand, daя das Gerede, das von ihrer Schцnheit umherging, nicht ьbertrieben
war...
Die kirchliche Verlobung fand sehr bald statt. Im Tagebuch des jungen
Magnaten findet sich der Eintrag, daя er beim Tausch der Ringe Ђihr
zum ersten Mal Gewalt antat, weil er sie in einer Ecke kьяte.ї
Diese Ђerste Gewaltanwendungї war angenehm.Ч im Unterschied zum künftigen
Familienleben, in dem sich mit den Jahren bei dem selbstgefдlligen
und launenhaften Fьrsten neue Interessen und neue Zerstreuungen
entwickelten, wobei seine Frau weit in den Hintergrund rьckte. Aber fьr
die Kulturgeschichte hat sich das gerade als nьtzlich erwiesen:
Urschulja drьckte ihre Enttдuschung in ihren Werken aus, die, wдhrend
sie nur auf der Bьhne aufgefьhrt werden sollten, ein Stьck der
Geschichte des Theater geworden sind...
Aber geradezu eine ЂEnzyklopдdie, von
Leidenschaftenї (oder eher Belustigungen) hinterlieя noch ein
andererer Radziwill in der Geschichte: König Stanislaw (1734Ч1790).
Er hatte den Beinamen Pane Kachanku (Im Geschlecht der Radziwills war
es ьblich, den Personen Spitznamen zu geben, am hдufigsten nach
Lieblingsredensarten oder Witzworten der Magnaten. In Europa wurde er
dank seiner zahlreichen wunderlichen Einfдlle bekannt. Von ihm weiя
man, daя es, wenn ihm danach zumute war, im Sommer ein paar Werst mit
dem Schlitten zu fahren, er einfach die Straяe zwischen Neswish und
Mir mit Salz bestreuen lieя und so sein Vorhaben ausfьhrte. Einmal,
wдhrend der Generalversammlung des Sejm in Warschau, als der Platz,
vor dem, Gebдude, wo der Sejm zusammentrat, voller. Leute und Pferde
war, kam er absichtlich zu spдt und kam zum Rathaus in einem
Pferdefuhrwerk, vor das Bдren eingespannt waren. Man kann sich
vorstellen, was geschah, als die umherstehenden Pferde vor den Bдren
die Flucht ergriffen. Es gab
einen schrecklichen Lärm, man schrie und fluchte,Ч und dazu
das ungestьme laute Lachen des selbstgefдlligen Magnaten, der dieses
Bild in vollen Zьgen genoя...
Auch folgendes spielte sich ab: Bei einer Tombola konnten die Gдste
von Pane Kachanku ein ganzes Dorf oder Landgut gewinnen. Aber unter
den Gewinnen waren nicht nur wertvolle Dinge,Ч es gab auch Ruten,
mit denen man sich an einem hochgeborenen Schlachtschitz (Angehцriger
des polnischen Kleinadels; Anm. d. №bers.) vergreifen konnte. Auch
wenn man die Auspeitschungen nur zum Anschein, auf einem kleinen
Teppich und ohne Gewalt, ausfьhrte, war das fьr einen Schlachtschitz
eine groяe Schande, geschlagen zu werden, weil sie nicht nur nicht
geschlagen werden wollten, sondern etwas gewinnen wollten. Und sie
kamen und spielten und nahmen an den Spaяen und Gelagen teil. die
manchmal ьppiger als kцnigliche Gelage waren...
An diese Spaße und Spiele erinnert der Park ЂAlbaї.Ч
einst eine Vorstadt von Neswish und Sommerresidenz fьr die Jagd. 1604
wurde hier ein Pavillon, die ЂEremitageї, gebaut, ein Wildgehege
angelegt, auch ein Fasanenfeld, und hier wurde auch ein Schloя mit
dem Namen ЂKonsoljazijaї (Trost) erbaut, spдter folgte ein
weiteres, das ЂAlbaї hieя, auch eine Akademie fьr die Marine und
die Artillerie. №brigens tanzten in den Stьcken des Neswisher
Hoftheaters auch Kadetten der Kadettenanstalt mit. So erlernten die kьnftigen
Offiziere in Neswish nicht nur die Kunst des Militдrwesens, sondern
auch des Tanzes. In Neswish gab es auch eine Musikschule, so daя man
vermuten kann, daя zu den Auffьhrungen auch junge Sдnger aus der
Stadt kamen.
In Erinnerungen von Zeitgenossen wird das fьrstliche Haus und alles darum
irgendwie als himmlisches Paradies dargestellt. Und in der Tat hat alles,Ч der
Palast, der Park und die Sommerresidenz Ч. in harmonischem Einklang mit der
wunderbaren Natur gestanden. Neben den natьrlichen Landschaften wurden kьnstliche
angelegt. Auch ein kompliziertes System von Kanдlen und kьnstlichen Seen wurde
geschaffen, die aus dem Fluя Uscha gespeist wurden. Die Seen trugen schцne
Namen: Albjansjoje (Alba-See). Dewitschje (Jungfrauensee).
Der Park unterteilte sich durch eine Allee und einen diese kreuzenden Kanal in
vier Teile, und Gдste aus ganz Europa erfreuten sich an den wunderbaren
Landschaften und genossen das wahrhaftig mдrchenhafte Leben. Gдste gab es
viele, denn die Radziwills waren mit vielen Adelsgeschlechtern Europas verwandt.
So war beispielsweise eine Radziwill, Ljudwiga Karolina (1667Ч1695) die Frau
des Prinzen von Brandenburg, spдter Pfalzgraf Neuburg, und nach ihrem Tod
gingen riesige Landgьter an die Prinzessinen von Neuburg ьber, die erst 1774
von der Neswisher Linie der Radziwills zurьckgekauft - wurden.
Die Stadt Neswish hatte großes Glück.Ч man hat nicht versucht sie
umzumodeln, vom Altertum Ђzu sдubernї. Aus diesem Grund sind viele alte Gebдude
erhalten geblieben: das altertьmliche Rathaus, Geschдftszeilen, die
katholische Kirche und besonders der Palast und die Kirchen.
...Man kann sich vorstellen,
wie hier. durch diese Straяen, 1562 der Humanist und Aufklдrer
und Reformator Symon Budnyj schritt, der hier im XVI. Jahrhundert
groяe Macht erworben hatte, die aber leider von den Jesuiten schnell erstickt
wurde. Und auch, wenn man schreibt, daя die berьhmte Neswisher Druckerei von
dem Magnaten Michal Kasimir Rybonka gegrьndet worden sei, so waren ihre
Inspiratoren der Neswisher Statthalter M. Kawetschinskij und der Priester L.
Kryschkowskij,Ч und natürlich auch er, Symon Budnyj. der berühmte Aufklärer.
Auf Beschluя der UNESCO wurde der Jahrestag seines Todes. (1593). im Jahre 1993
von der ganzen Welt begangen.
Symon Budnyj wird zurecht als Fortsetzer der Sache des groяen Franzischek
Skaryna angesehen, der die erste Druckerei auf dem Gebiet der slawischen Vцlker
grьndete und 1518 die erste Bibelьbersetzung ins Altbelorussische herausgab,
und diese №bersetzung war nicht fьr einen kleinen Kreis von Kennern bestimmt,
sondern fьr Ђdas ganze Volk der Pospolitaї. Zwar gab Budnyj seine №bersetzung
des Neuen Testamentes mit einem Vorwort und die Werke Ђ№ber die zwei Wesen
Christї und ЂGegen die Kindstaufeї im nicht weit von hier entfernten Losk
heraus, als er schon bei anderen Magnaten lebte.Ч den Kischkas-, doch war für
ihn die Druckerei in Neswish die liebste und wirklich belorussische Druckerei.
Nicht umsonst steht hierin Neswish, unweit des Rathauses, ein Denkmal fьr
diesen grцяten belorussischen Vertreter des цffentlichen Lebens, und zwar
nicht weit von der heutigen Druckerei entfernt, in der die Ђrajonkaї
(Kreisnachrichten) gedruckt werden...
Das Rathaus wurde 1586 gebaut, schon nach Budnys Tдtigkeit hier, in Neswish,
aber man mцchte glauben, daя er auch spдter, vor seinem Tod, hierher kam und
seine Treppen hinaufschritt, daя er
auch im Magistratssaal im zweiten Stock war, in dem verschiedene Feierlichkeiten
und Theaterauffьhrungen abgehalten wurden...
Der Architekt des Rathauses, Jan Maria Bernardoni. hat noch ein anderes
wunder-bares Bauwerk hinterlassen.Ч die katholische Kirche. Diese
Jesuitenkirche ist auch durch Kriege beschдdigt worden, wie auch die gesamte
Anlage des Kollegiums, aber sie hat Feuer und Bränden widerstanden und Ч dem
Versinken zur Bedeutungslosigkeit. Hier sind die Radziwills beigesetzt worden,
unten stehen die Sдrge mit ihren sterblichen №berresten, und der Geistliche
der Kirche wird Ihnen mit poetischen Worten von jedem Sarg erzдhlen, und darьber,
wer darin liegt. Oben aber. ьber dem Hauptaltar, leuchtet in gelb-braunen und
violett-roten Farbtцnen ЂDie geheime Abendandachtї (Tajnaja wetscherja), die
von dem Kьnstler J. K. Gesskij gemalt wurde. Es ist schцn, beim
Abendgottesdienst in der Kirche von Neswish zu stehen, wo sich nur an hohen
Feiertagen vi ele Menschen einfinden, es ist schцn, der Orgel zu lauschen und
sich danach lange die Gesichter der Fresken und Skulpturen zu betrachten. Dort,
diese Schцnheit auf der Sдule rechts, ist das nicht Barbara Radziwill. nur daя
sie mit einem Gewand einer spдteren Epoche dargestellt wurde? Aber was fьr ein
Unterschied! Trotz allem ist sie hier. in den Legenden und Erzдhlungen in
Erinnerung geblieben...Die Heiligenfiguren hier aber sind irgendwie besonders
weich dargestellt, gleichsam durch Farbe und Zeit abgedдmpft, und in die
allgemeine Stimmung fьgt sich gut die Erinnerungstafel fьr den
belorussisch-polnischen Dichter des XIX. Jahrhunderts. Wladislaw Syrokomlja, der
hier gelernt und in der Kanzlei gearbeitet hat und fьr immer die Umgebung von
Mir und Neswish lieb gewann, um danach lausenden von Lesern davon zu erzдhlen
und an den Ruhm der Vorvдter zu erinnern, der fьr sie nach Jahrhunderten der
Bedeutungslosigkeit ganz vergessen ist...
In jenem XVI. Jahrhundert, das nicht umsonst Ђgoldenens Jahrhundertї der
belorussischen Kultur genannt wird. wurde auch das Benediktinerkloster erbaut.
Sowohl der Klostertrakt mit der Kirche wie auch das Bernardinerkloster mit
seinem Wohntrakt sind Architekturdenkmдler des Barocks Wer sich fьr
Architektur interessiert, schaut sich diese Bauten gern an und stellt dabei
fest. wie die lokalen Traditionen mit den Plдnen fremder Meister verschmolzen
sind, wie sich die Komposition der Gebдude in die umgebende Natur harmonisch
einfьgt... Und wir brauchen nur die hohen Kuppeln emporzuschauen, mit den in
die Hцhe strebenden Kreuzen, um uns jene Menschen vorzustellen, deren Namen die
Zeit nicht verschьttet hat, den Organisten Jan Subrizkij, den Kartographen
Tomasch Makowskij, aber auch jene. deren Namen nicht erhalten geblieben sind,
die aber hier Gott und den hцheren Sinn menschlicher Existenz gesucht haben.
Alles war hier eng beieinander: das stille Klosterleben und die aufwendigen
Belustigungen der Magnaten, die ersten gedruckten Bьcher in Belarus, die damals
wie ein Wunder erschienen, und der eifrige Handel auslдndischer Kaufleute, die
gern nach Neswish kamen. Hier war bis zum Jahre 1760 eine Manufaktur in Betrieb,
die die berьhmten persischen Gьrtel herstellte, die spдter als ЂSluzker Gьrtelї
bekannt wurden, weil diese Manufaktur spдter nach Sluzk verlegt wurde.
Verzeichnisse sagen uns, welche Farbe diese berьhmten Gьrtel hatten, ohne die
nicht ein einziger Magnat umherging, kein Schlachtschitz des Groяfьrstentums
Litauen-Ruяland-Shemojtskoje.
Wir finden Zeugnisse darьber, daя fьr einige von ihnen, die aus Goldfдden
gewebten, bis zu 20 g Gold und 4 Lot (1 Lot = 12.8 g) Silber verwebt wurden.
Aber alle diese Gьrtel gingen in die ganze Welt, zu uns kehren sie aber nur
selten zurьck. So hat ein Nachfahre der Fьrsten Mstislawskij und Saslawskij.
Andshej Zechonowezkij. Belarus' einen solchen Gьrtel geschenkt. Er hat einen
unvorstellbaren Wert...
Je mehr man durch die Stadt gefht, sich seinen berьhmten Stellen nдhert, durch
das alte Tor mildem Namen ЂSluzker Torї (Sluzkaja brama), wo einst
mittelalterliche Krieger ihre Stadt aus Furcht vor Fremden bewachten.Ч desto
nachdenklicher wird man, wenn man an das Schicksal unserer Stдdte denkt. Einst
befand sich hier das Archiv des Groяfьrstentums, hier gab es eine ьberaus
reiche Sammlung von Waffen. Gobelins und Bildern, die ьber Jahrhunderte
zusammengetragen wurden. Und eben erst heute kehren kleinste Teilchen dieser
riesigen Sammlung von ьberaus reichen Dokumenten und Kunstwerken hierhin zurьck.
In unserem von Kriegen zerstцrten Belarus ist Neswish einer der wenigen Winkel
geblieben, die eine Vorstellung vom mittelalterlichen Leben einer Stadt von
Magnaten vermitteln, seiner hohen Kultur und seiner.
Offenheit fьr die europдischen Normen des Lebens. Nicht nur die Magnaten
selbst fuhren in die Stдdte Deutschlands. Italiens und Frankreichs, um dort zu
lernen.Ч hier arbeiteten auch talentierte Ausländer, die in diesem Gebiet
Spuren ihres Geistes hinterlassen haben, so die franzцsischen Ballettmeister L.
Mal. A. Putini, der Architekt 0. Krieger, L. Lutnizkij und viele andere.
Stille Winkel, herrliche Parks, das Schloя und die Klцster, die Malereien in
der alten Kirche,Ч all das hinterläßt eine wunderbare romantische Stimmung
von vergangenen Zeiten und vergangener Pracht.
Mir 
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